Büezer und KMU Partei


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Rechte und linke Identitätspolitik Stellungnahme und Kurzanalyse

07. 05. 2024

Dieser Artikel sollte eine Stellungnahme und Analyse zum Thema Identitätspolitik darstellen.

Wenn man in der Schweiz das Wort “Identitätspolitik” hört, dann versteht man meistens darunter die geschlechtsneutrale Sprache, Diskussionen über Rasse und Herkunft und auf der linken Seite Hormonblocker und soziale Konstrukte. Umgangssprachlich bezeichnet man diese Art von Politik als “woke”. Wenn wir das Wort aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen, dann erhalten wir das Wort “wach”. Was ist aber mit “wach” gemeint? Im Grunde meint man mit wach sein nichts anderes, als dass man “etwas” verstanden hat und wie aus einem Traum “aufgewacht” ist und die Realität begriffen hat. Dies kennt man auch aus den Matrix Filmen.

Ursprünglich waren es Verschwörungstheoretiker, die sich selbst als wach bezeichnet haben, während sie alle anderen, die nicht an ihre wirren Theorien glauben, als “Schafe”/”Sheeple” bezeichnet haben. In diesem Sinne ist das Wort “woke” automatisch in den Augen der Bevölkerung mit “linkssein” assoziiert.

Wenn wir aber ehrlich sind und uns ernsthaft Gedanken über Identitätspolitik, oder eben “wokeness” machen, dann kommen wir zum Schluss, dass sowohl rechte, wie auch Linke Identitätspolitik machen. Schauen wir uns also genauer an, welche Arten der Identitätspolitik existieren:

Rechte Identitätspolitik

Im Grunde kennen wir Linke alle diese Art von Identitätspolitik. Die meisten Gegner der linken Identitätspolitik betreiben selbst oft auch unbewusst rechte Identitätspolitik. Denn aus dieser Sicht seien ja Frauenrechte etwas schlechtes und dass der Feminismus nur schlechtes gebracht hat. So liegt der Fokus der rechten Identitätspolitiker eben auf der Identität, anstatt auf der Klasse:
  • Man möchte auf Grund von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht oder Sexualität institutionelle Diskriminierung haben.
  • Man möchte wie vor 500 Jahren leben, als die Frau noch das Eigentum des Mannes war und gegen Minderheiten diskriminiert wurde und man durch Kolonien über die Welt herrschte.
  • Man möchte den Frauen ihre Selbstbestimmungsrechte wegnehmen, zum Beispiel durch Stimm- und Wahlrechtsentzug, Abtreibungsverbote, und Arbeitsverbote
  • Frauen sollen gezwungen werden, Vollzeit für die Erziehung und den Haushalt zuständig zu sein.
  • Faschistische Ideen und Denkweisen sind eng verwandt.
  • Gewisse “Rassen” sollen gegenüber anderen “überlegen” sein.
Die rechte Identitätspolitik kommt häufig von rechten Kreisen, faschistischen Bewegungen, Religionen oder Mythen und generell von Vorurteilen aus schlechten Erfahrungen, die meistens unwissenschaftlich oder aus unserer philosophischen Sicht “idealistisch” sind. Ein ähnliches Phänomen von Ideen, die aus dem Idealismus kommen, können wir auch auf der linken Seite sehen.



Linke Identitätspolitik

Auf der linken Seite gibt es einige, die sehr starke Identitätspolitik betreiben. Auch sie legen den Fokus mehr auf Identitäten als auf Klassen. Dadurch:
  • Hören wir von vielen Frauen, dass sie sich angegriffen fühlen:
    Weil aus ihrer Sicht private Orte, die nur für Frauen gedacht waren, entweder abgeschafft oder “invadiert” werden. Diskussionen über ihre klassischen Probleme sollen verdrängt und durch Probleme von Transfrauen ersetzt werden. Auch beim Frauensport soll es zu Reibungen kommen. Was sie aber am meisten stört, ist wie sie als weibliches Wesen durch Wörter wie “Geburtsgeber” oder “Chestfeeding” sprachlich ausradiert werden sollen.
  • Hören wir selbst von Lesben und Schwulen, dass sie sich angegriffen fühlen:
    Diesen soll anscheinend gesagt werden, dass sie transphob seien, wenn sie sich nicht von Transmenschen angezogen fühlen. (Lesben werden gesagt, dass sie transphob sind, wenn sie sich nicht von Transfrauen angezogen fühlen und Schwulen, dass sie transphob sind, wenn sie sich nicht von Transmännern angezogen fühlen.)
  • Werden aus Sicht vieler Eltern Kinder damit einbezogen:
    Gewisse Identitätspolitiker glauben, dass Kinder bereits die Fähigkeit hätten, sich zu entscheiden, mit welchem Geschlecht sie für den Rest ihres Lebens leben sollten. Obwohl mit ziemlicher Sicherheit dieselben Personen sagen würden, dass die Kinder für ein Tattoo zu jung wären, sind sie der Meinung, dass sie sich bewusst sind, welche Konsequenzen Geschlechtsumwandlungen und Hormonbehandlungen hätten. Aus unserer Sicht sollten solche Entscheidungen erst ab 18 getroffen werden und jede Art von Pädophilie in linken Kreisen bekämpft werden.
  • Fühlen sich Weisse und unpolitische Personen angegriffen:
    Linke Identitätspolitiker beleidigen gerne Büezer, vor allem weisse durch Sprüche wie “Check your Privilege”, also “überprüfe dein Privileg”, wenn sie zum Beispiel sagen, was sie stört. Je nachdem werden so die Anliegen der Büezer unter den Teppich geschoben, womit sie sich nicht ernst genommen fühlen. Ältere Menschen werden Dinge wie “halt die Fresse, alter weisser Mann” gesagt, wobei unnötig auf die Rasse angesprochen wird. Und in ganz extremen Fällen gibt es auch hier die Ansicht, dass “weisse sind Untermenschen, weil ihre Hautfarbe ein genetischer Defekt ist” oder “Weisse Männer müssen sterben”, “weisse Büezer sind keine richtigen Büezer, weil sie ein hohen Lebensstandard haben.” etc.
  • Wegen solchen Beleidigungen sehen diese Leute keine andere Wahl als nach Rechts zu gehen, wo sie nicht angegriffen und beleidigt werden. Denn aus ihrer Sicht gibt es ja keine Linke, die sich für ihre Anliegen interessieren.
  • Sollen konservative, weisse Büezer aufgrund ihres Konservatismus diskriminiert und geschändet werden:

  • Offensichtlich sind konservative Ansichten kein Verbrechen und man sollte diese auch haben dürfen, auch wenn wir nicht allem zustimmen. Diese Ansichten werden erst problematisch, wenn sie in die Rechte der büezenden Bevölkerung einschneiden. Wenn man zum Beispiel aufgrund sexueller Orientierung entlassen wird. Oder wenn es wirtschaftliche Folgen hat, zum Beispiel wenn es zu Lohnkürzungen kommt, dann ist es richtig, sich dagegen zu wehren. Wenn aber ein konservativer Büezer in einem Punkt nicht zustimmt, weil er konservative Ansichten oder andere Wertvorstellungen hat, dann macht ihn das noch lange nicht zu einem Nazi. Eben genau diese Identitätspolitik stärkt die faschistischen Bewegungen. Das beste Beispiel dafür ist das bemerkbare Wachstum der faschistischen Organisationen in ganz Europa.
Linke Identitätspolitik kommt eher aus linken Kreisen, Universitäten und Alltagssituationen.

Im Grunde lösen beide Arten der Identitätspolitik nicht wirklich die Probleme des Büezertums. Trotzdem sprechen beide Seiten ernsthafte Probleme an, die man adressieren sollte. Ja, es gibt Ungerechtigkeiten, aber sich so zu bekämpfen, ist auch nicht die Antwort.

Der Gegensatz

Der Gegensatz der linken und rechten Identitätspolitik hat sich verschärft.
Identitätspolitik gibt es eigentlich ständig, weil diese Probleme nicht in unserem kapitalistischen System behoben werden können. Um aber dennoch einen Anhaltspunkt zu haben, gehen wir ins Jahr 2016.

Viele können sich noch erinnern, wie 2016 das Jahr war, als die linke Identitätspolitik in den öffentlichen Diskurs kam und auch ernsthafte Probleme angesprochen wurden. In kurzer Zeit wurde es von rechten Identitätspolitiker niedergeschlagen und sie machten sich darüber lustig. Seit den 68er Jahren gab es diese Ideen, die heute die linke Identitätspolitik prägen und an den Universitäten diskutiert werden. So kam vermutlich diese neue Art von linker Identitätspolitik von den Universitäten und kam in den Medien, Firmen, Organisationen, Parteien und Gewerkschaften auf. Weil der Gegensatz damals nicht gelöst wurde und von den Rechten unter den Teppich gedrängt wurde, kam es gar nie zu einer richtigen Diskussion und Selbstkritik, womit er sich verstärkt hat. Durch diese blinde Akzeptanz der linken Identitätspolitik ist es sehr schwierig, eine Diskussion zu haben und Kritik zu äussern. Viele verhalten sich extrem dogmatisch und isolieren jeden, der Zweifel oder Anmerkungen hat. Dabei sind doch Linke genau die, die alles kritisieren und hinterfragen und für alle Anliegen ein Ohr haben sollten. Zum Beispiel haben wir Heute Grosskonzerne, die grossartig von Transrechten sprechen, aber ihre Büezer eigentlich wie Dreck behandeln und sich nur zu diesem Thema äussern, weil sie dies durch den gesellschaftlichen Druck tun müssen.

Und woraus hat die Junge Tat Relevanz gewonnen? Sie gewann die öffentliche Aufmerksamkeit dadurch, weil sie eine Dragqueen-Lesestunde im Zürcher Tanzhaus störte. Das Wachstum der Junge Tat hat also einen direkten Zusammenhang mit der linken Identitätspolitik.

Um diesen Gegensatz zu lösen, können wir ihn nicht mit mehr Diskriminierung bekämpfen, sondern mit Klassensolidarität. Genauso bekämpft man Rassismus nicht mit Rassismus, sondern mit Solidarität.

In Amerika fanden klassiche Traditionelle Linke schon früh die Antwort auf Rassimus, der das Büezertum brutal gespalten hatte. Bekanntlich nach rechter Identitätspolitik wurden weisse Büezer gegen schwarze und asiatische Büezer ausgespielt.

Man kam mit der Parole auf: “Black and White, unite and fight!” - also "Schwarz und Weiss, vereint und kämpft" auf. Weil diese Leute das System verstanden hatten und es am Ende die Klasse ist, die eine entscheidende Rolle in fast allen Alltagsentscheidungen spielt.

In den 60er Jahren kamen die Black Panthers, die schwarze organisierte Büezer waren. Als sie mit weissen, armen, rassistischen Büezern in Kontakt kamen unter dem Namen Young Patriot Organisation, bemerkten beide, dass sie eigentlich gemeinsame Interessen hatten, weshalb sie sich entschieden, zusammen gegen das kapitalistische System zu arbeiten. Denn dieser Rassismus, der von der rechten Identitätspolitik und eben von den Kapitalisten gefördert wurde, hat die Büezer nur voneinander getrennt.

Nach einer Weile gaben die Young Patriots ihre rassistischen Vorurteile und sogar ihre Fahne der Konföderierten Staaten auf, weil sie verstanden hatten, wie viel sie eigentlich mit Schwarzen und Latinos gemeinsam hatten.

Schliesslich brachten die Illinois Panthers verschiedene Elemente der schwarzen Gemeinschaft, die Young Patriots, Puertoricaner (Young Lords), arme, weisse Gruppierungen (Rising Up Angry, JOIN Community Union und das Intercommunal Survival Committee), Studenten und die Frauenbewegung zusammen. Somit vereinte sich das Büezertum wieder und konnte einige ihrer Ziele erreichen. Press Link!

Genauso kann dieser Gegensatz heute nicht dadurch gelöst werden, dass man einfach eine Seite unterstützt.
Denn dann passiert dasselbe wie 2016. Man ignoriert die Anliegen der Bevölkerung und spielt sie so nur weiterhin aus. Dieser Hyperindividualismus, “Meine Anliegen sind wichtiger als die der anderen”, wird von vielen Parteien extrem gefördert.

Büezerpolitik

Büezer sind besonders von dieser Debatte abgelenkt, sodass sie kaum die eigentlichen Probleme bemerken: Tiefe Löhne, wenig Geld, Burnouts, Stress, Wohnungskrise, Einsamkeit, Armut etc.

Dafür werden ihre Rechte nach und nach gestohlen. Speziell mit der Service Wirtschaft sehen wir, wie oftmals Büezer gar keine richtige Anstellung mehr haben und dadurch nicht versichert sind und auch keine finanzielle Sicherheit haben. Die meisten Büezer wissen sich somit auch nicht zu wehren und haben sich noch nicht einmal eine Mitgliedschaft bei einer Gewerkschaft überlegt. Und so kümmert man sich lieber um internationale Themen oder lenkt sich mit Netflix ab, wo man direkt amerikanische Propaganda konsumiert.

Die meisten Personen in der Schweiz sind offensichtlich Büezer, nicht Unternehmer. (Ansonsten würde das System ja nicht funktionieren.)
Denn jeder, der lohnabhängig ist, ist eigentlich ein Büezer und hat somit gemeinsame Interessen mit allen anderen Büezern. Aus diesem Grund appellieren wir als Partei an die Klassensolidarität.

Büezer sollen nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden. Die Probleme der Bevölkerung müssen gesammelt und entsprechend gelöst werden.

Aus diesem Grund bezeichnen wir diese identitätspolitischen Linken auch als “Lifestyle-Linke”, denn sie unterscheiden sich stark von uns Traditionellen Linken. Denn wir stehen in den Fussstapfen der schweizerischen Büezerbewegung und sehen, dass es am Ende die Frage der Klasse ist. Das Problem ist das kapitalistische System, nicht die Identität.

Erwähnenswert ist hier, dass wir häufig von Lifestyle-Linken angefeindet werden, weil wir keine Identitätspolitik betreiben oder dem Mainstream folgen. Aus unserer Sicht spaltet Identitätspolitik das Büezertum. Somit sind wir weder gegen Transpersonen, noch gegen konservative Büezer. Einzig und alleine sind wir gegen rechte und linke Identitätspolitik. Wir plädieren dafür, dass Probleme und Anliegen angehört werden und entsprechend gelöst werden.

Beispiel für eine Problemlösung: Die Toilettendiskussion

Es gibt Probleme, die Identitätspolitiker zurecht ansprechen und gelöst werden müssen. Als Traditionelle Linke ist es unsere Aufgabe diese zu lösen.

Nehmen wir als Beispiel die Diskussion bei den WC’s:
  • Aus der Sicht der rechten Identitätspolitiker brauchen Frauen und Kinder sichere Plätze gegen Vergewaltigung, weshalb sie für die Geschlechtertrennung sind.
  • Konservative Männer wollen Toiletten nicht mit Frauen teilen und wollen ihre Pissors behalten, weil sie Angst haben, dass sie entfernt werden.
  • Transpersonen wollen auf passende Toiletten können und sind deshalb für die Abschaffung der Geschlechtertrennung.
  • Eltern brauchen mehr Möglichkeiten, Kinder zu wickeln, da sie dies sonst immer auf der Frauentoilette erledigen müssen. Dies ist sogar ein generelles Problem, das wir auch adressieren können.
  • Behinderte wünschen sich mehr Toiletten mit speziellen Einrichtungen.
So können wir folgendes fordern, was wir auch tun:
  • Wir fordern mehr öffentliche WCs und Plätze -generell
  • Wir fordern keine Abschaffung der Geschlechtertrennung. Stattdessen sollte eine geschlechtsneutrale Toilette für Transpersonen, Behinderte und Eltern gebaut werden, wo auch gleich ein Wickeltisch vorhanden ist.
  • Desweiteren fordern wir eine Diskussion in unserer Gesellschaft über Pornografie und wie sie uns alle negativ beinflusst und verherenderweise sogar Vergewaltigung fördern könnte. (Sexuelle Objektivizierung)
  • Das ganze Thema behandeln wir auch noch intensiver in einer Brochure, die wir verkaufen.

Autor: Redaktion der Büezer und KMU Partei